Im Leben gute Vorsätze zu haben, ist gut, diese auch umzusetzen und zu verbreiten, ist ein großes Ziel. Um das zu erreichen, braucht es eine starke Gemeinschaft, die unabhängig von sozialer Herkunft und politischen Zwängen kultur- und länderübergreifend wirkt. Wo könnte eine solche Gemeinschaft ihre Wurzeln haben?
Im ausgehenden Mittelalter waren neben dem Adel und dem Klerus u.a. die Steinmetze befugt, als freie Handwerker die großen Kathedralbaustellen in ganz Europa zu bereisen. Sie waren lediglich ihren eigenen Zunftregeln unterworfen, die in den Bauhütten der großen Baustellen rituell verlesen wurden. Da es keine Zertifikate und Zeugnisse über ihr Können und Wissen in Statik, Baustoffkunde und Architektur gab, wurde dieses durch Geheimzeichen geprüft und bestätigt. Jeder Handwerker konnte sich so ausweisen, wurde den entsprechenden Arbeiten zugeteilt und danach entlohnt. Diese Gemeinschaften der Steinmetze, der „freestonemasons“ – also der Bearbeiter freistehender Steine zu Kapitalen, Figuren und Fenstereinfassungen – regelte auch die Altersversorgung ihrer Mitglieder.
Als die Zahl der Steinmetze durch den Rückgang der Kirchenbauten geringer wurde, nahm man verstärkt „Accepted Masons“, d. h. nicht handwerklich tätige Maurer, auf. So erstmals am 8.6.1600 geschehen in der Loge „St. Mary’s Chapel“ in Edinburgh. Es kamen Offiziere, Künstler und andere Nicht-Handwerker hinzu. Später traten viele Männer aus Bürgertum und Adel in diese Gemeinschaft ein, die aus den Bauhütten die ersten nicht mehr handwerklich tätigen Logen entwickelten.
Es wurden die alten Statuten und Rituale der Steinmetzen in vereinfachter Form beibehalten, ihre Werkzeuge und Symbole aber zunehmend moralisch ausgedeutet. Das Freimaurerzeichen, in welchem sich Winkelmaß und Zirkel kreuzen, versinnbildlicht das rechte Maß, dem sich der Freimaurer, dargestellt als Zirkel mit beweglichen Seiten, annähern soll. Das Erreichen dieses Verhaltensideals soll über verschiedene Übungsstufen erreicht werden. Als Lehrling wird das neue Mitglied eingeführt. Er muss sich, Charakterstärke, Fleiß und Verschwiegenheit unter Beweis stellend, zum Gesellen hocharbeiten, um am Ende in den Meistergrad eintreten zu dürfen. Diese Gradeinteilung (Lehrling – Geselle – Meister) ist noch heute in allen Abteilungen der Logen im In- und Ausland wirksam.
Der Vorsitzende einer Loge ist der Wortführende Meister. Er wird auf drei Jahre gewählt und kann bis zu zweimal wieder gewählt werden. Der Logenmeister bildet mit dem ersten Aufseher, dem zweiten Aufseher und dem Schatzmeister den Vereinsvorstand der Loge.