Die Entstehungsgeschichte der Freimaurerei betrachtend, ist die Beschränkung der Mitgliedschaft auf Menschen männlichen Geschlechts logisch einleuchtend, ja geradezu naturgegeben. Frauen waren eben nicht Mitglieder von Bauhütten. Die Tradition in sich nicht verändernder Form zu pflegen, freimaurerisches Wissen und Denken weiterzugeben, sich der Wirkung uralter Rituale auszusetzen, die „Bruderkette“ zu bilden und sich in sie einzureihen, Gleicher unter Gleichen zu sein, sich selbst zu erkennen und zu verbessern, all diese und noch andere – ausgesprochene und unausgesprochene – Ziele zu verfolgen, gehört nach wie vor zum Inhalt freimaurerischen Lebens und Wirkens. Dazu treffen sich die Freimaurer regelmäßig und nach festgelegten Plänen zu ihren Arbeiten, nennen sich gegenseitig „Brüder“, halten sich an eine überlieferte Kleiderordnung und benutzen symbolische Werkzeuge und Gegenstände, deren Bedeutung für sie selbst von großer Wichtigkeit ist, aber vor den Augen Außenstehender geheim gehalten wird.
„Außenstehende“ sind hier alle Menschen, die nicht einer Loge angehören, also auch die Frauen der Mitglieder. Muss an diesem Punkt nicht heftige Kritik ansetzen? Handelt es sich bei dieser Handlungsweise nicht um Diskriminierung? Ist es heute noch legitim, keinen Einblick zu gewähren, nicht alles durchschaubar zu machen, die Türen zu bestimmten Zeiten nach außen zu verschließen? In einer Zeit, in der wir unseren Kindern frühzeitig beibringen, vor einer Vertragsunterzeichnung immer gewissenhaft das Kleingedruckte zu lesen, sich nicht von Blendern und falschen Verbalakrobaten beeinflussen zu lassen, sehen die Frauen von Freimaurern scheinbar freudig dabei zu, wenn sich ihre Männer an eine Loge binden.
Dabei ist so ein Eintritt in die Loge nicht einfach der Beitritt zu noch einem Verein, sondern dieser Schritt leitet im Idealfall eine lebenslängliche Zugehörigkeit ein. (Selbstverständlich kann ein Logenmitglied die Loge auch wieder verlassen, die angeblich schwere Bestrafung solchen Handelns gehört in das Reich der Legende.)
Bei der Aufnahme in eine Loge bringt ein Mann nicht viel mehr als seine persönlichen Erwartungen, seinen guten Ruf und sehr viel Vertrauen mit. Die Erfahrung, das Wissen und bestimmte Erkenntnisse wird er erst im Laufe der Jahre bekommen. Ihm selbst wird im Gegenzug von der Gemeinschaft der Logenbrüder ebenso Vertrauen entgegengebracht, er wird aufgenommen als ein Bruder, dem die Fähigkeit zur Treue und Verschwiegenheit, der Wille zur Selbsterkenntnis und zur Selbstverbesserung zugetraut werden. Die Aufnahme an sich ist also schon eine Auszeichnung, der neue Bruder ist frei von dem Verdacht, eigene wirtschaftliche Interessen zu verfolgen oder sich mit der Zugehörigkeit schmücken zu wollen.
Es geht um eine Gemeinschaft im gegenseitigen Vertrauen, um einen Freiraum von der Außenwelt, um ein zeitweiliges Abgeschiedensein von Zeitdruck, beruflichen Anforderungen und Zwängen, Sorgen und Verpflichtungen. Wer als Mann in der heutigen Zeit einen Raum zum freien Denken sucht, wer im Vertrauen geäußerte Dinge bewahrt wissen möchte, wer am Wert von Treue nicht zweifelt, kann und sollte in einer Loge fündig werden. Eine solch tiefe Bindung zu einer Gemeinschaft einzugehen erfordert ähnlichen Mut zum „Sich auf etwas einlassen“ wie eine gute Ehe oder Partnerschaft. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen wird sich daher ein Mann ohne das Einverständnis seiner Partnerin um Aufnahme in eine Loge bemühen. Eifersucht oder Misstrauen der Loge gegenüber sind sicher unbegründet.
Schon früh gab es Versuche vorwiegend gebildeter Damen, die Idee einer „Loge“ auch für Frauen zu verwirklichen. Es wäre zu kurz gegriffen, hinter diesen Versuchen nur ein eifersüchtiges Nachäffen der von den Männern in Ernsthaftigkeit ausgeführten Rituale zu sehen. Wie leicht ist es doch aus der heutigen Perspektive heraus über die ersten Schritte weiblicher Emanzipation zu lächeln, und wie schwierig mag es gewesen sein, sie in den Zeiten starrer traditioneller Rollenverteilung zu gehen? Die Damen des „Mopsordens“ verdienen unseren Respekt, denn sie haben sich in der Gestalt des Mopses die „Treue“ auf ihre Fahne geschrieben, eine Tugend, die nicht nur Frauen gut steht.
Es gibt für Frauen, die ja heute bekanntlich in Bildung und Ausbildung, in der Kenntnis und im Verständnis philosophischer Grundlagen und auch in ihrer Verantwortung für die Familie, ihren eigenen Beruf sowie für die Gesellschaft den Männern in nichts nachstehen, eine Reihe von Möglichkeiten, ihrem Bedürfnis nach einem Freiraum, nach ihrer persönlichen Selbsterkenntnis, nach vertraulicher Gemeinschaft und Solidarität nachzugehen. Dazu ist es nicht notwendig, den Einlass in die alten gewachsenen Logen der Männer einzufordern. Es steht uns frei, ohne dabei nachahmen oder übertrumpfen zu wollen, eigene, von Frauen für Frauen entwickelte Formen des Logenlebens aufzugreifen. Eine Anzahl der Frauen von Husumer Brüdern und einige Frauen aus dem Husumer Umland gehören schon der aus Norwegen stammenden Maria-Loge an.
Am 2. Mai 2009 wurde die Maria-Loge Nr. 2 z.M. in Husum von 25 Schwestern gegründet. Dies ist die zweite Maria-Loge in Deutschland.
Der Maria-Orden ist ein Zusammenschluss von 66 Logen in 6 Ländern, der von der Norwegerin Dagny Kristensen mit 15 weiteren Frauen in Oslo gegründet wurde. Seit seiner Gründung 1916 wächst die Gemeinschaft der Schwestern ständig. Inzwischen existieren Maria- Logen nicht nur in Norwegen, sondern auch in Schweden, Finnland, Dänemark, Island und seit 1996 auch in Deutschland. Zur Zeit sind 7600 Maria-Schwestern Mitglied im Maria- Orden.
Das Ziel der Lehre des Ordens besteht darin, die Selbsterkenntnis und die Persönlichkeitsentwicklung der Schwestern zu fördern. Gleichzeitig unterstützt die Lehre die selbständige Arbeit der Einzelnen an sich selbst und fördert darüber hinaus das schwesterliche und gesellige Miteinander.
Der Inhalt besteht aus einer Symbolik, die zum Nachdenken anregt. Sie ist Ausdruck für das, was wir gern vermitteln möchten, um Werte bewusst zu machen und das Gute in uns hervorzurufen und zu stärken.
Die Form der Zeremonien ist einfach und klar und für alle verbindlich. Sie dient in erster Linie dem festlichen Ablauf und der äußeren Harmonie und bildet mit dem Inhalt erst die Einheit, die den Charakter der Logenarbeiten und den Zusammenhalt aller Mitglieder prägt. Im zweiten Teil der Treffen wird das gesellige Zusammensein an einer festlichen Tafel gepflegt.
Die Lehre des Ordens ist auf christlich-ethischen Grundlagen aufgebaut. Ein regelmäßiges Besuchen der schönen, inhaltsreichen Logentreffen ermöglicht erst das eigentliche Erleben einer solchen Gemeinschaft.
Der Leitspruch des Maria-Ordens lautet: Erkenne dich selbst!
In diesem Herbst 2016 feierte der Maria-Orden sein 100-jähriges Jubiläum mit einem großen Jubiläumsfest in Oslo, an dem 2200 Schwestern aus allen Logen, darunter auch sehr viele unserer Schwestern aus Husum mit Begeisterung teilnahmen. Hier konnten wir den großen Zusammenhalt und die Freundschaft, über alle Grenzen hinweg spüren.
Die Logenarbeiten unserer Maria-Loge Nr. 2 in Husum finden im Haus der Johannisloge „Zur Bruderliebe an der Nordsee“ in der Osterhusumer Straße in Husum, statt. Wir Maria-Schwestern freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit den Brüdern der Johannisloge.