Die Freimaurerei stammt ursprünglich von den mittelalterlichen Werkmaurern, also den Kathedralenbauern, ab. Als sich um 1150 der gotische Baustil über ganz Europa – so auch in England – verbreitete, begann die große Zeit der Steinmetzen und damit der Bauhütten, von denen die Gesamtdurchführung des Baus organisiert wurde.
Reisende Baumeister und Steinmetzen stellten ihr Fachwissen häufig für Jahre in den Dienst eines Projektes, setzten dann ihre Reise fort, um ihre Kunst an anderer Stelle erneut einzubringen und zu vervollkommnen. Da es wenig sinnvoll war, sich einer ortsansässigen Innung anzuschließen, entstand eine eigene Zunft der reisenden Dombaumeister, deren Sitz die „Dombauhütte“, die „Loge“ war.
Es wurden Lehrlinge aufgenommen, die für würdig befunden worden waren, in die Geheimnisse der Baukunst eingeweiht zu werden. Aus den Lehrlingen wurden Gesellen und später Meister. Die Aufnahmen und Beförderungen in diesen „Bauhütten“ wurden feierlich vollzogen.
Arbeitswerkzeuge wie Winkelmaß, Senkblei und Zirkel spielten dabei eine große Rolle. Auch heute noch benutzen Freimaurer solche Arbeitswerkzeuge als Symbole im Sinne von Analogien und Assoziationen in ihren Arbeiten. In ihren Dombauhütten arbeiteten die Baumeister, Gesellen und Lehrlinge auch symbolisch an der „Errichtung ihres inneren Tempels zur Ehre Gottes und der Menschen“. So wurde der konkrete Bau auch mit dem Aufbau des Inneren des Menschen verglichen.
Man unterschied zwischen dem Freemason (Freimaurer) und dem Roughmason. Der Roughmason setzte die Steinquader in die Flucht des Mauerwerks. Der Freemason dagegen bearbeitete mehr als Bildhauer den freistehenden Stein, wie die Fenstereinfassungen, Kapitelle und Figuren.
Andere Bauhandwerker, wie die Zimmerleute und Ziegeldecker, stammten aus dem Ort oder der Gegend, in dem der Bau errichtet wurde. Die Freimaurer als Spezialisten dagegen entwickelten sich, weil die verschiedensten Bauplätze weit voneinander entfernt waren, zu einer Organisation mit europaweit geltenden Ordnungen und Bräuchen.
Mit den einfachen Mitteln ihrer Zeit vollbrachten diese Baumeister wahre Wunder. Es gab damals keine maßstabsgerechten Pläne und Grundrisse. Alle Kathedralen mussten aus den Regeln der einfachen Geometrie entwickelt werden. Man glaubte, dass diese Geometrie die Harmonie einer göttlichen Weltordnung widerspiegeln würde.
Aus dieser Verknüpfung von Zahl und biblischer Auslegung im Hinblick auf die künstlerische Form entwickelte sich eine freimaurerische Symbolik. Sie unterlag zum Schutz vor Missbrauch und Missverständnis in der profanen Öffentlichkeit der Geheimhaltung. Bereits im Mittelalter wurden viele Grundlagen der heutigen Freimaurerei geschaffen, insbesondere stammen viele heute noch gebräuchliche Symbole wie Zirkel, Winkelmaß, Kelle, Hammer usw. aus dieser Zeit.
In der Bauhütte waren Lehrlinge, Gesellen und Meister vereint, die unter sich den Meister der Hütte, zwei Aufseher und einen Parlierer, von dem sich das heutige Wort Polier ableitet, als Redner wählten. Nur die wenigsten Zeitgenossen konnten lesen, schreiben oder rechnen, auch kannte man noch keine Arbeitspapiere.
Gegenüber den Außenstehenden wurden die Baukenntnisse sorgfältig geschützt. Durch Zeichen, Wort und Griff musste man sich auf der neuen Baustelle als Lehrling, Geselle oder Meister ausweisen. Die Geheimnisse wurden sorgfältig gehütet.
An den einzelnen Baustellen richteten sich die Mitglieder der Bruderschaft eine feste Arbeitsstätte, eben die Bauhütte ein. Sie wurde lodge, also eingedeutscht Loge, genannt.
Dieser Begriff wurde 1278 in einer Urkunde zum ersten Mal erwähnt. Die Loge wurde der Platz für die Versammlungen und das Gemeinschaftsleben der Brüder. Anständiges Benehmen und brüderliche Treue und Liebe waren eine besondere Verpflichtung.
Man kann sich den Unterschied zwischen unserer heutigen Zeit und dem jungen christlichen Europa heute kaum noch vorstellen. Natürlich haben gewaltige Fortschritte in Wissenschaft und Technik das Leben seitdem sehr verändert. Dieser Fortschritt konnte aber nur geschehen, weil er sich aus einem geistigen Bewusstsein heraus entwickelte, das sich von dem des Mittelalters vollkommen unterscheidet.
Die Gedankenwelt war eine ganz andere: Man glaubt zu wissen, wann die Welt geschaffen wurde und wie bald sie enden würde. Ein irischer Mönch berechnete den Anfang der Welt auf etwa 4000 Jahre vor Christi Geburt. Anders als heute erwartete man das Ende der Welt in festem Glauben an das „Jüngste Gericht“.
Das Christentum hat damals tatsächlich alle Bereiche des menschlichen Daseins durchdrungen und geprägt. Der Mensch handelte nicht frei und selbstständig, sondern erfüllte mit seinem Dasein nur den großen göttlichen Plan. Ziel der gotischen Bauweise war der leuchtende Raum. Die Kirche sollte ein Abbild des himmlischen Jerusalem oder des Tempels von Salomo sein. Die Seelen der Gläubigen sollten vom funkelnden Glanz des Bauwerkes erleuchtet werden, damit sie den Weg zum wahren Licht, also zu Christus, finden. Nicht nur der Blick, sondern auch die Seele wurde in die Höhe gezogen. Um mehr Licht in den Baukörper zu bekommen, mussten die Kirchenräume immer höher und die Wände mit großen bunten Glasfenstern durchbrochen werden.
Ebenso wie Angehörige anderer Zünfte (Gerber, Schiffbauer, Schlachter, Buchbinder usw.) waren die Steinmetze an im Mittelalter besonders in den städtischen Zentren Großbritanniens beliebten Mysterien- oder Mirakelspielen beteiligt. An kirchlichen Feiertagen wurde auf diese Welse auf dem Marktplatz die gesamte Bevölkerung einer Stadt in die Nachgestaltung biblischer Themen einbezogen. Man stellte Episoden wie die Ermordung Abels, Noah und seine Arche, die Geburt Christi und weiteres in vereinfachter, leicht verständlicher Form dar. Das Gute und Böse wurde dramatisch überhöht dargestellt.
Viele große Festwagen standen nebeneinander: Jede Zunft stellte ein meist in Bezug zu ihrer Arbeit stehendes Thema dar. Bei den Steinmetzen war natürlich die Geschichte über den Bau des Salomonischen Tempels von besonderem Belang.
Johannes der Täufer ist seit jeher Schutzpatron der Steinmetzen, also auch schon der mittelalterlichen Freimaurer gewesen und heute in der katholische Kirche unter anderem auch noch der Schutzpatron der Schneider, Weber, Gastwirte, Winzer, Gerber, Zimmerleute, Architekten, Schornsteinfeger, Schmiede, Maurer und Kinoinhaber.
Johannes der Täufer wurde als sein Vorläufer 6 Monate vor Jesus geboren, also am 24. Juni, dem Zeitpunkt der Sommersonnenwende. Damit sind dann die beiden wichtigsten astronomischen Tage im Jahresverlauf besetzt. Dieser Johannestag ist im kirchlichen Kalender Johanni, der Geburtstag Johannes des Täufers. In Skandinavien ist „St. Hans“ immer noch ein regulärer freier Feiertag wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten.
Johannes scheint in die Mysterien der alten englischen Bauleute Eingang gefunden zu haben und von ihnen als Schutzheiliger anerkannt worden zu sein. Er wird schon 1136 auf einer Inschrift aus der Monrose-Abtei als Patron bezeichnet. Auf dem Kontinent waren die Schutzheiligen der Steinmetze eher die vier Gekrönten – die „Quatuor Coronati“ – mit ihrem Todestag, dem 08. November. Aber auch in Straßburg nannten sich die Steinmetze vor dem Jahr 1440 „Johannisbrüder“ und feierten ihr jährliches Hauptzunftfest am 24. Juni.
In der modernen Freimaurerei ist das Johannisfest schon seit 1717 fest verankert. Am Johannistag, dem 24. Juni 1717, wurde in London von vier alten Logen die erste Großloge der Welt gegründet. In den „General Regulations“, einem Teil der ersten Konstitutionen von 1723, heißt es: „Die Brüder aller Logen ... sollen zu einer Jahreszusammenkunft und einem Fest an geeignetem Platz zusammenkommen am Tage Johannes des Täufers oder sonst am Tage Johannes des Evangelisten.“ Daher entstand dann auch der Begriff der Johannisloge, der Bauhütte, in der die Brüder am Tage Johannes des Täufers alle zusammenkommen.